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Florian Sturm 

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Joseph Klingenberg
Sebastian Obermeyer
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Ibn Battūta, der größte Entdeckungsreisende der Geschichte oder ein dreister Lügner? Das ist bis heute umstritten. Glaubt man seinem eigenen Reisebericht, bereist Battūta, der auch »Marco Polo Arabiens« genannt wird, 29 Jahre lang die gesamte islamische Welt. Er erkundet Konstantinopel, Sumatra und die Malediven ebenso wie Spanien und weite Teile Afrikas und wird Botschafter in China. Mehr als 120.000 Kilometer legt der Marokkaner dabei zurück, so viel wie vermutlich niemand zuvor.

1325 bricht Battūta zur Pilgerreise, dem Hadsch, nach Mekka auf. In Ägypten spaltet er sich von seiner Karawane ab und folgt südwärts dem Nil – eine bislang kaum erkundete Route. Derlei Alleingänge sind typisch für Battūta. Ebenso die Eigenschaft, unterwegs nach Belieben zu heiraten und sich in die Obhut einflussreicher Protegés hineinzureden: Sultane, Emire und Könige schenken dem Weitgereisten Gold, Kamele, Sklaven und Frauen. Trotzdem äußert sich Battūta immer wieder abfällig über Herrscher, Städte oder die lokale Bevölkerung. Dort, wo er länger bleibt, arbeitet er als Kadi, als Richter nach islamischem Recht. Oft mit entsetzlicher Strenge: Dieben lässt er eine Hand abschneiden; wer das Freitagsgebet verpasst, erhält Peitschenhiebe.

Als Battūta 1349 erstmals nach 25 Jahren in seine Heimatstadt Tanger zurückkehrt, erfährt er, dass sein Vater 15 Jahre zuvor und seine Mutter erst vor wenigen Monaten gestorben sind. Davon unbeirrt reist er vier Tage später weiter nach Spanien, anschließend durch die Sahara.

Seine Erlebnisse diktiert Battūta dem Gelehrten Mohammad ibn Dschuzayy. Der autobiografische Bericht Geschenk für diejenigen, welche die Wunder von Städten und den Zauber des Reisens betrachten avanciert zu einer der meistgelesenen Reiselektüren in der arabischen Welt. Die Echtheit der Erzählungen wird bereits zu Battūtas Lebzeiten stark angezweifelt. Er soll sich vieles ausgedacht und abgekupfert haben.

Erschienen am 7. April 2022

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