Meer im Kino
Wenn wir zum Meer zurückgehen, dann gehen wir dorthin, wo wir einst herkamen, sagte einmal John F. Kennedy. Das Meer ist voller Gegensätze, es verkörpert Ursprung und Ende, Hoffnung und Angst, Leben und Tod, es ist durchsichtig und undurchschaubar, es ist uns ein Rätsel – und vielleicht gerade deswegen ein Ort der Mythen und Sagen.
In unserer Reihe »Meer im Kino« begegnen wir dem weißen Hai und einem Clownfisch namens Nemo. Wir tauchen bis in die Tiefsee und folgen Fischern bei ihrem nächtlichen Fang. Außerdem begegnen wir Geflüchteten auf der Insel Lampedusa. Für sie ist das Meer ein Hindernis und eine große Bedrohung. Doch auch die Meere selbst sind in Gefahr. Wie können wir sie retten?
In unserer Reihe verbinden wir Filme mit wissenschaftlichen Kurzvorträgen und elektronischer Musik. Ahoi!
Filme
Der weisse Hai (Jaws), OmU (16.11.2023)
»Zwischen Darstellung und Wirklichkeit«
Bühnengespräch mit Prof. Dr. Stefan Schwan
Der weiße Hai ist eigentlich nur ein B-Film, das sagte auch der Regisseur Steven Spielberg selbst. Das fängt schon mit der trivialen Story an: In den Gewässern vor dem kleinen Badeort Amity Island schwimmt ein großer Hai herum, doch der Bürgermeister (Murray Hamilton) will davon – trotz eines Todesopfers – nichts wissen. Die Badesaison beginnt gerade,
zahlreiche Tourist:innen werden erwartet. Als ein Kind getötet wird, beschließt Polizeichef Brody (Roy Scheider) zu handeln. Er fährt mit einem Meeresbiologen (Richard Dreyfuss) und einem Haifänger (Robert Shaw) aufs Meer hinaus, um den Hai zu jagen. Ein tagelanger Kampf beginnt – gegen eine Bestie, die größer, stärker und gefährlicher ist, als es sich die drei Männer vorstellen können.
Leviathan, OmU (14.12.2023)
»Deep-Fakes vs. wahre Gefühle: Über das Echte im Dokumentarfilm«
Kurzvortrag von Dr. Thomas Susanka
Die Dokumentation »Leviathan« entstand an Bord eines Fischkutters vor der Küste Neuenglands. Der Film wirft Beobachter:innen regelrecht in die Gewässer, in denen auch schon Herman Melvilles literarische Figur Kapitän Ahab den weißen Wal Moby Dick jagte. Unkommentiert begleiten die Zuschauenden das Treiben der Fischer und die Schwärme der Möwen, schwingen sich mit der Kamera in die Lüfte und stürzen ins eiskalte Meerwasser, bis Orientierung und Distanz vom Geschehen weggetrieben werden. Das daraus entstandene Porträt der Fischereiarbeit geht aber noch ein Stück weiter, indem die enge Beziehung zwischen Mensch, Tier und Ozean mit filmischen Mitteln dargestellt wird.
Findet Nemo, OmU (18.01.2024)
Kurzvortrag von Dr. Rachel Gunn
Nachdem seine Mutter von einem Raubfisch gefressen wurde, wird der Clownfisch Nemo von seinem Vater Marlin allein großgezogen. Marlin passt besonders gut auf seinen einzigen Sohn auf. Doch eines Tages geschieht das Unglaubliche: Der übervorsichtige Vater verliert sein Kind und muss sich auf die lange und anstrengende Suche nach Nemo begeben. Auf seiner Reise muss der ängstliche Marlin allerlei Gefahren überstehen – begleitetet von der unter Amnesie leidenden Doktorfisch-Dame Dorie. Nemo, der von Menschen eingefangen wurde, ist inzwischen in einem Aquarium gelandet und soll bald ein Geburtstagsgeschenk werden.
Ist das sein Untergang – oder seine Rettung?
Helden der Meere (22.02.2024)
Kurzvortrag von dem Fotografen und Filmakteur York Hovest
Heute sind die Weltmeere so bedroht wie nie zuvor. York Hovest hat Menschen getroffen, die sich für den Meeresschutz engagieren, und Lösungen zur Rettung der Ozeane zusammengetragen. Es geht hinab in das tiefe Blau des Atlantiks, wo der Fotograf mit riesigen Mantas und Pottwalen taucht, und zu den vom Klimawandel bedrohten Korallenbänken der Andamanensee. Begleitet von den Filmemacherinnen Katrin Eigendorf und Sabine Streich führt ihn sein Weg an jene Orte, wo Menschen zur Rettung der Ozeane bereits einen wichtigen Beitrag leisten. York Hovest zeigt die Schönheit der Meere – aber auch die Gefahr, der diese einzigartige Welt über und unter Wasser ausgesetzt ist. Er porträtiert Held:innen der Meere, stellt ihre Bemühungen vor und setzt Impulse für persönliches Engagement im Meeresschutz.
Seefeuer (Fire at Sea), OmU (14.3.2024)
»Ungrievable Lives and Water Hauntologies: Navigating inhospitable waters« Kurzvortrag von Prof. Dr. Jacky Kosgei
In der Dokumentation »Fire at Sea« schafft Gianfranco Rosi ein Mosaik an Details aus dem Leben der Inselbewohner:innen auf Lampedusa. Denn seit einigen Jahren kommen immer mehr Geflüchtete auf der kleinen Mittelmeerinsel an. Das verändert die Insel – und auch die Einheimischen. Die Dokumentation begleitet vor allem den zwölfjährigen Samuele, der einer lokalen Fischerfamilie entstammt, und einen Arzt, der die Geflüchteten bei ihrer Ankunft behandelt. Gianfranco Rosi verzichtet in seiner Erzählung auf dramatische Bilder untergehender Schiffe oder pathetische Reden von Politiker:innen. Stattdessen zeigt er die Erfahrungen der Menschen auf der Insel, auf der sich diese europäische Tragödie abspielt. Gewinner des Goldenen Bären auf der 66. Berlinale im Jahr 2016.
Die Tiefseetaucher (The Life Aquatic with Steve Zissou), OmU (11.04.2024)
Kurzvortrag von Prof. Dr. Eberhard Gischler
Keiner kennt die Tiefen der sieben Meere besser als Dokumentarfilmer Steve Zissou (Bill Murray), der mit seinem »Team Zissou« das Leben unter Wasser aus dem U-Boot heraus erforscht. Aber Steve hat schon bessere Zeiten erlebt: Bei seiner letzten Expedition kam sein Partner Esteban du Plantier (Seymour Cassel) ums Leben, weil ihn ein bis dahin unbekannter Jaguarhai angegriffen hat. Jetzt setzt Steve alles auf eine Karte. Er will diesem seltsamen Jaguarhai an den Kragen und sich mit einer aufsehenerregenden Expedition einen Platz in der Geschichte sichern. Wes Andersons Hommage an Jacques Cousteau ist sowohl Abenteuerfilm als auch Komödie, und brilliert durch eine unverwechselbare Ästhetik, die an Abenteuerfilme der sechziger und siebziger Jahre erinnert.