Text:
Fabian Franke
Hannah Schultheiß

Unsere Sommer werden trockener, heißer und windiger, gleichzeitig nehmen die Gewitter und Niederschläge in Deutschland seit Jahren nachweislich zu, auch sie werden mit dem Klimawandel wahrscheinlicher. Wie können wir dem entgegensteuern?

Es gibt unzählige Hebel: Häuser dämmen, die Energieversorgung umstellen, der Verkehr umbauen. Es sind so viele Hebel, dass einem dabei der Tatendrang verloren gehen könnte.

Doch einer könnte mit wenig Aufwand eine riesige Wirkung entfalten: Wissen. Bildung. Ausbildung. Denn wer weiß, wie es um die Erde steht, wie Treibhausgase, Wirtschaft, Meere, Wald, Verkehr, Konsum und Polarkappen zusammenhängen, kann all das auf nachhaltige Weise miteinander kombinieren.

Von diesem Gedanken aus sind wir, ein Team von Journalist:innen, im Frühjahr dieses Jahres gestartet – noch vor diesem erneuten „Sommer der Extreme“. Wir haben uns gefragt: Wo könnte einer der bedeutendsten Orte für dieses Wissen sein?

Die Antwort war schnell gefunden: Der Haupttreiber für den Klimawandel ist wirtschaftliches Handeln. Also das Handeln von Unternehmen – egal ob Autobranche, IT, Landwirtschaft oder Wohnungsmarkt. Und die Betriebswirtschaftlehre, also eben jene Lehre, die das Rüstzeug für das wirtschaftliche Handeln aufbereitet, ist der beliebteste Studiengang Deutschlands.

Nur: Wie sehr spielt die ökologische Nachhaltigkeit, das notwendige klimaneutrale Wirtschaften, darin überhaupt eine Rolle?

Über Wochen haben wir daraufhin die Modulhandbücher und Websites der 100 meistbesuchten BWL-Studiengänge Deutschlands durchforstet. Unzählige Stunden scrollten wir durch die einzelnen Modulbeschreibungen, suchten nach Schlagworten wie »Nachhaltigkeit«, »Umwelt« oder »Ressourcen«. Dabei sind wir nach einem Schema vorgegangen, das wir vorher in Absprache mit Kennern der BWL-Lehre ausgearbeitet haben. Der Fragenkatalog, den wir dabei genutzt haben, steht hier zum Download bereit. Besonders wichtig erschien uns beispielsweise, wie leicht Studierende der BWL nachhaltige Inhalte umgehen können. Konkurriert das Wahlmodul zum Thema Corporate Social Responsibility mit 19 anderen? Oder ist Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der Antrittsvorlesung, die alle Studierenden besuchen müssen? Anhand von Studienverlaufsplänen und anteiligen Credit Points setzten wir die nachhaltigen Inhalte auch mit anderen ins Verhältnis.

Unser Vorgehen erfüllt jedoch keine strengen wissenschaftlichen Kriterien. Da wir im Team an diesem Projekt gearbeitet haben, sind die Bewertungen nicht eins zu eins vergleichbar. Und da wir als Grundlage nur die Modulhandbücher nutzen konnten, entsteht zwangsweise ein oberflächlicher Blick. Einer, der nicht immer genau das widerspiegeln muss, was tatsächlich im Hörsaal gelehrt wird. Deswegen haben wir auf ein öffentliches Ranking oder einen Vergleich unserer Ergebnisse verzichtet.

Und dennoch lässt sich aus den Ergebnissen der Recherche etwas ablesen: Welche Schwerpunkte Studiengänge setzen. Wo sie Wahlmöglichkeiten bieten, oder wo sie ökologische Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe oder Pflichtteil verstehen.

Die Recherche kann damit Schlaglicht und Ausgangspunkt sein. Für einen Weg, der noch lang ist. Und der trotzdem beschritten werden muss – egal, wie ihn Hochschulen im Detail ausgestalten.

Erschienen am 7. September 2023

Text:
Fabian Franke
Hannah Schultheiß