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Florian Sturm

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Joseph Klingenberg

Sebastian Obermeyer
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Mit elf Jahren heißt Zheng He noch Ma Snbao, landet im Gefängnis der Ming-Dynastie, wird zwei Jahre später kastriert und muss dann am Hof des Prinzen Zhu Di dienen. Der Prinz macht ihn zu einem engen Vertrauten. 1403, inzwischen heißt Ma Snbao Zheng He, ernennt ihn der Prinz zum Admiral. Sein Auftrag: Eine Flotte aus riesigen Booten, sogenannten Schatzschiffen, zu bauen, um durch den Handel mit Gewürzen und Edelsteinen Chinas Einfluss auszudehnen.

Sieben Expeditionen befehligt Zheng He zwischen 1405 und 1433 in den Pazifik und Indischen Ozean. Seine Schiffe und insgesamt fast 200.000 Mann Besatzung legen dabei über 50.000 km zurück.

Seine bedeutendste Reise führt ihn bis nach Ostafrika: Nach seiner Rückkehr zahlen 19 ausländische Herrscher Tribut an den chinesischen Kaiser. Außerdem bringt er Löwen, Leoparden, Nashörner und Zebras mit. In Kenia schenkt ihm der Sultan von Malindi eine Giraffe, die in China als Einhorn verehrt wird. Auf seiner letzten Expedition soll er im Namen Chinas mit Thailand und Malakka Frieden schließen. Mit müßigem Erfolg. Angeblich stirbt er auf der Rückreise und wird auf Hoher See bestattet. Sein marmornes Ehrengrab in Nanjing enthält keine menschlichen Überreste, sondern Schwert, Kleidung und Helm des Admirals.

Wirtschaftlich sind alle Expeditionen ein Verlustgeschäft. Das sorgt bereits zu seinen Lebzeiten für harsche Kritik. Einige Gelehrte zerstören aus Wut sogar Aufzeichnungen, in denen Zheng He über Flora, Fauna, Sitten und Bräuche, Sprache und Dialekte, Religion und Technologien der bereisten Gebiete berichtet: So beschreibt er etwa, wie jeder Mann in Java, egal ob drei oder 100 Jahre alt, ein Messer bei sich trägt und sich nicht scheut, es zu benutzen. Und in Thailand, so beobachtet er, steckten sich Männer Zinn- und Goldkugeln in die Vorhaut, diejeden Schritt mit einem Klirren begleiten.

Erforscht und entdeckt wird in seinem Namen weiterhin: Die chinesische Weltraummission zum Asteroiden (469219) Kamo`oalewa, die in diesem Jahr stattfinden soll, ist nach Zheng He benannt.

Erschienen am 7. April 2022

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