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Florian Sturm

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Joseph Klingenberg
Sebastian Obermeyer
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Für die einen ist Abubakari II. der größte afrikanische Entdecker, der Amerika fast 200 Jahre vor Kolumbus erreicht. Für die anderen hat Abubakari II. nie existiert.

Überlieferungen zufolge ist Abubakari II. um 1310 König des Mali-Reiches in Westafrika. Während seine Brüder die Herrschaft gen Osten ausdehnen wollen, fasziniert ihn die Suche nach »dem anderen Ufer des Atlantiks«. Sein Entdeckergeist – und die Chance, neues Land zu erobern – lassen Abubakari II. als König abdanken. Überliefert wurde die Geschichte von Abubakaris Thronfolger Mansa Musa. Es ist nicht gesichert, in welchem Verhältnis Mansa Musa zu Abubakari II. stand: War er sein Sohn oder Bruder? War er überhaupt mit ihm verwandt? Zudem fehlen dem Bericht entscheidende Details. Etwa, von wo die Expedition in See gestochen sein soll oder wieso nirgends sonst vom Bau der gigantischen Flotte gesprochen wurde.

Die Atlantiküberquerung geschieht angeblich in zwei Phasen: Zunächst schickt Abubakari II. 200 Schiffe gen Westen. Nur ein Kapitän kehrt lebend zurück – und berichtet, wie alle anderen vom Meer verschlungen wurden. Daraufhin lässt der ehemalige König 2.000 Schiffe bauen und fährt im Jahr 1311 selbst mit auf See. Zurückgekehrt ist er nie. Der auf präkolumbische Entdeckungsfahrten spezialisierte Historiker Richard Hennig schreibt in seinem Buch Terrae Incognitae: »Des Sultans Fahrt war in jeder Hinsicht ein Versuch mit völlig unzureichenden Mitteln, ein gut gemeintes, aber infolge von Unkenntnis schlechthin tollkühnes Abenteuer, das gar nicht anders enden konnte, als es geendet ist.«

Allen Zweifeln zum Trotz erwähnt ausgerechnet Kolumbus nach seiner Überfahrt 1492, er habe auf Märkten in der neuen Welt Tücher gesehen, wie er sie aus Westafrika kannte. Und die Speerspitzen von Waffen, die er aus Amerika zurück nach Spanien brachte, hatten dieselben Legierungen, wie sie im 14. Jahrhundert in Guinea verwendet wurden.

Erschienen am 7. April 2022

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