Sprechen, um nicht verstanden zu werden
Marginalisierte Gruppen haben überall auf der Welt Geheimsprachen entwickelt, um sich vor Unterdrückung zu schützen. Was macht diese Sprachen besonders? Und wie kann man sich ihnen wissenschaftlich nähern? Drei Protokolle.
»Yaaaaaaaas Queen!« – »Slay!« – »Werk!«: Begriffe, die einige vielleicht aus den sozialen Medien kennen oder sogar in ihrem aktiven Wortschatz haben. Was einst in den Ballrooms und Drag-Shows geboren wurde, ist herausgeschwappt, hat sich breit gemacht – und ist im popkulturellen Mainstream angekommen.
Doch dahinter steckt mehr: Denn queere Sprache ist gleichzeitig auch ein Werkzeug, um unter sich zu bleiben, den Rest der Welt auszuladen. Schon immer haben Menschen, die unterdrückt und verfolgt wurden, ihre eigenen Codes entwickelt: Sie schufen geheime Sprachwelten; Wortschätze, die nur Eingeweihte verstehen. Während viele von uns Geheimsprachen nur als Spiel aus der Kindheit kennen, um verschlüsselte Botschaften an den Ohren der Eltern vorbei zu schmuggeln, können sie das Leben von unterdrückten Menschen ein kleines bisschen sicherer machen.
Nicht nur queere Communities haben in vielen Orten der Welt eigene Sprachsysteme entwickelt. Auch Frauen gingen diesen Weg, um sich im Patriarchat sicherer zu bewegen. Solche Sprach- oder Schriftsysteme folgen nicht immer einer festgelegten Grammatik und sie haben auch nicht für jede Vokabel eine Übersetzung parat. Oft stellen sie nur jene Worte bereit, die es braucht – und die andere nicht verstehen sollen. Wie das funktioniert und wer diese geheimen Codes benutzt (hat), davon erzählen hier drei Menschen. Sie alle beherrschen nicht nur eine Geheimsprache – sondern erforschen sie auch.
Burak Alp Çakar – Lubunca
Für mich war Lubunca wie ein Rettungsanker, was meine eigene queere Identität angeht. Zum ersten Mal kam ich damit in Berührung, als ich von meinem Heimatdorf an der Schwarzmeerküste in die Großstadt zog, nach Izmir. Ich war bei einem Treffen eines queeren Untergrundkollektivs. Da hörte ich das Wort gullüm. Heute ist es eines meiner Lieblingswörter. Es bedeutet so was wie Party, aber man kann es auch benutzen, um sich mit jemandem zu einer Runde anzüglichem Gossip zu verabreden.
Lubunca stammt aus dem späten Osmanischen Reich und wurde von feminin auftretenden, männlichen Hofunterhaltern gesprochen, die oft auch Sexarbeiter waren. Es bedient sich an zwölf verschiedenen Sprachen, unter anderem Italienisch, Französisch, Griechisch, Arabisch, Türkisch, Kurdisch, Romani, Armenisch und Ladino, einer romanischen Sprache sephardischer Juden. All diese Sprachen koexistierten im späten Osmanischen Reich – und dieser linguistische Reichtum wurde an die nächste marginalisierte Community weitergegeben: trans und schwule Sexarbeiter:innen im Istanbul der Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahre. Sie alle nutzten Lubunca zur Geheimhaltung, um ihre Botschaften zu verschleiern und ihre Identität zu verstecken.
Irgendwann ist etwas sehr Eigenartiges passiert: Lubunca hat sich quasi »geoutet«. Jetzt sieht man es bei Pride-Paraden, auf Postern, Dragqueens sprechen es. Es gibt Theaterstücke auf Lubunca, Online-Wörterbücher, Lubunca-Workshops. Es ist von einem geheimen Code zu einem riesigen Solidaritätsraum für die queere Community geworden – oder zumindest für einen großen Teil davon. Es ist heute eher eine sprachliche Manifestation von Queerness: Man streut Lubunca ein, um sich als queer zu markieren – und nicht, um sich zu verstecken. Es ist noch nicht erforscht, was diesen Wandel ausgelöst hat. Vielleicht die erste Pride Anfang der 2000er. Vielleicht hatte die Community einfach keine Lust mehr, sich zu verstecken, und wollte Lubunca als Verstärker nutzen.
So klingt Lubunca:
Lubunca besteht aus ungefähr 500 Wörtern, ist also nicht besonders umfangreich. Man würde es in der klassischen Linguistik nicht als Sprache bezeichnen, obwohl das umgangssprachlich viele machen. Ich nenne es meistens ein »queeres Register«; wie ein Vokabular, das man zu seinem Wortschatz hinzufügt. Man kann auf Lubunca nicht sagen: »Ich gehe auf den Markt, um Tomaten zu kaufen.« Sondern man mischt Lubunca-Wörter in türkische Sätze. In der Linguistik nennt man das Code-Mixing. Die meisten Worte beziehen sich auf Sicherheit oder Begehren – Polizei heißt zum Beispiel Baby. Oft stammen die Worte auch aus dem Türkischen, bedeuten aber etwas völlig anderes. Zum Beispiel heißt çark auf Türkisch Rad. Aber in Lubunca bedeutet es cruisen, also die gezielte Suche nach anonymen Sexpartner:innen an öffentlichen Orten. Man nimmt ein Wort und transformiert es, es wird in eine queere Erfahrung, eine Sehnsucht oder einen Kampf eingebettet – etwas, das die Community braucht. Und schon hat man ein völlig neues Wort.
Eigentlich kommt das Wort Lubunca aus dem Romani und bedeutet Prostituierte. Heute heißt es einfach queer – also Lubunya ist die Person, Lubunca die Sprache. Es gibt eine richtige Lubunya-Identität, manche beschreiben das als zweites Coming-Out. Erst outet man sich als schwul, lesbisch, was auch immer, und dann wird man super-gay und nennt sich Lubunya. Es ist sehr politisch aufgeladen: Lubunya zu sein heißt, links zu sein, Anti-Establishment, nicht-heteronormativ. Gleichzeitig steht es für Solidarität. Ich interviewe regelmäßig Menschen aus der queeren Community für meine Forschung, gehe auf Proteste oder durchstöbere queere Blogs und Foren, um herauszufinden, wie und warum Lubunca verwendet wird. Dabei merke ich immer wieder, wie sehr die Menschen emotional damit verbunden sind.

Für mich ist Lubunca wie ein Stück Heimat. Mehr noch als die Sprache vermisse ich die Community. Unterdrückung und Marginalisierung bringt immer auch diese sehr eng verbundenen, lebendigen queeren Subkulturen hervor. Hier in Schweden hingegen, wo ich meine Doktorarbeit mache, gibt es keine nennenswerte Unterdrückung und daher auch keine große queere Szene. Es ist schon komisch, dass gesellschaftliche Akzeptanz auch dazu führt, dass solche kulturellen Phänomene verschwinden – weil sie nicht mehr gebraucht werden. Das ist zum Beispiel mit Polari passiert, einem queeren Slang in Großbritannien. Wäre Lubunca wie Polari nur noch für die Geheimhaltung genutzt worden, wäre es ausgestorben. Aber ich glaube, Lubunca wird nicht aussterben. Dafür ist es mittlerweile viel zu eng mit dem Queersein in der Türkei verwoben. Im Gegenteil: Ich glaube, es wird noch populärer werden.
Burak Alp Çakar ist Doktorand an der Linköping Universität in Schweden. In seiner Dissertation untersucht er aus soziolinguistischer Perspektive die drei Kernfunktionen von Lubunca: Geheimhaltung, Zusammengehörigkeit und Aktivismus.
Yvory Yang – Nüshu
Ich erinnere mich noch genau an die ersten Schriftzeichen in Nüshu, die ich gelernt habe. Ich war noch ein Kind. Meine Oma ist in der Nähe der südchinesischen Region Hunan großgeworden, aus der die Sprache stammt. Sie hatte die Schule früh verlassen, kannte aber einige Wörter in Nüshu. Sie meinte, ich könnte ja mal versuchen, ein paar Zeichen zu schreiben. Ich lernte das Wort Ozean, das für mich aussah wie ein Fisch in einem Fluss. Ich mochte es sehr. Nüshu ist sehr elegant, sehr rund, ganz anders als die traditionelle chinesische Schrift, die ich immer eckiger und schwieriger fand. Ich war nie besonders gut im Schönschreiben, aber meine Oma hatte recht: Mit Nüshu ging es leichter.
Nüshu heißt direkt übersetzt »weibliche Schrift«. Und tatsächlich ist es die einzige uns bekannte Schriftsprache, die von Frauen geschaffen und verwendet wurde. Ihren genauen Ursprung kennt niemand, aber sie hatte ihren Höhepunkt wohl während der Qing-Dynastie im 16. und 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war es in vielen Regionen Chinas üblich, dass Frauen die Füße gebunden wurden – eine bis ins 20. Jahrhundert verbreitete kulturelle Praxis, bei der die Füße von Mädchen fest gewickelt und somit dem Schönheitsideal entsprechend stark verkürzt wurden. Die erwachsenen Frauen konnten sich daraufhin nur eingeschränkt bewegen und waren umso mehr auf ihr Zuhause beschränkt. Sie hatten wenig Zugang zu Bildung und stickten, um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Unter diesen Bedingungen haben sie Nüshu entwickelt. Sie stickten es auf Taschentücher oder schrieben es auf Fächer, um mit anderen Frauen zu kommunizieren, vor allem mit ihren Laotongs – so werden Freundinnen genannt, die jungen Mädchen zeremoniell als lebenslange Gefährtinnen an die Seite gestellt wurden. Sie nutzten die geschriebenen Botschaften, um ihre Gedanken und Gefühle zu teilen, eine Tradition namens Su kelian – die Klage über das Leid. So drückten sie ihre Trauer über persönliche Schicksalsschläge aus, Verlust und Unglück, aber auch Alltagsfrust. Ich habe zum Beispiel eine Quelle gefunden, in der sich eine junge Frau beschwerte, dass die Mutter sie ausgeschimpft hat, weil sie zu viel Geld für Blumen ausgegeben hat.

Männer hätten Nüshu theoretisch lernen können. Aber sie haben sich einfach nicht sonderlich dafür interessiert. Das ermöglichte den Frauen, sich auf diese private und persönliche Form auszudrücken. Ohne Nüshu wären viele Details ihres Lebens möglicherweise nie aufgezeichnet worden.
Es gibt nur 397 offizielle Zeichen, dasselbe Nüshu-Zeichen kann deswegen für mehrere chinesische Wörter stehen, zum Beispiel für Ozean, aber auch für Fisch. Die Frauen betten sie in eine wunderschöne, sehr poetische Sprache ein. Anstatt zu sagen »heute Morgen«, würde man so etwas sagen wie »an diesem schönen, herrlichen Tag mit Tautropfen am Fenster«. Nüshu zu übersetzen ist, als würde man Shakespeare-Werke übersetzen. Es gibt einen Satz, der mir sehr gut gefällt: »Eine duftende Pflaumenblüte sprießt in der bitteren Winterkälte.« Es bedeutet, dass man oft Schwierigkeiten durchstehen muss, damit Gutes geschehen kann.
Als Bildung in China zugänglicher wurde und die Alphabetisierung im Hochchinesischen zunahm, wurde Nüshu weniger gebraucht. Aber heute lernen wieder viele junge Frauen Nüshu, mich eingeschlossen. Es ist zu einem Symbol für die Widerstandsfähigkeit und Kreativität von Frauen geworden: Auch ohne formale Schulbildung schufen sie ein eigenes Schriftsystem. Selbst in China war Nüshu lange weitgehend unbekannt. Und jetzt wird diese Sprache endlich aus dem Verborgenen geholt. So, als hätte eine Künstlerin hundert Jahre lang gemalt, und niemand kannte ihre Bilder – aber jetzt hängen sie in Galerien und die Welt weiß, dass diese Frau existiert hat. Das berührt mich sehr.
So klingt Nüshu:
Nüshu hat die Stimmen dieser Frauen bewahrt. Und wir beleben sie heute wieder. Ich nutze dafür Künstliche Intelligenz, indem ich großen Sprachmodellen wie GPT Nüshu beibringe. Als ich damit anfing, kannte GPT kein einziges Wort in Nüshu. Ich habe also den ersten digitalen Datensatz erstellt und anschließend mit maschineller Übersetzung experimentiert. Eine extrem schwierige Aufgabe: Denn normalerweise benötigt man für solche KI-Systeme etwa 10.000 Sätze, damit sie zuverlässig übersetzen. Aber ich hatte nur 500 Sätze auf Nüshu. Das Modell funktioniert inzwischen mit einer Genauigkeit von etwa 50 Prozent – was noch nicht besonders gut ist.
Ich will mit meiner Arbeit zumindest einen Anfang machen. Es haben sich andere Forscher:innen gemeldet, die kleine Nüshu-Datensätze beisteuern. Außerdem werden die großen Sprachmodelle täglich intelligenter. Ich finde, wir sollten sie als Werkzeug nutzen – um Nüshu an die nächsten Generationen weiterzugegeben.
Ivory Yang ist Doktorandin der Informatik am Dartmouth College in New Hampshire. In ihrer Forschung konzentriert sie sich auf die Wiederbelebung bedrohter Sprachen mithilfe maschinellen Lernens. Ihr Paper zu Nüshu hat sie 2024 veröffentlicht – und bei der UNESCO in Paris vorgestellt.
Anna T. – Kaliardà
Ich komme von einer kleinen griechischen Insel und bin 2001 nach Athen gezogen, da war ich 18 Jahre alt. Zum ersten Mal lebte ich allein, war weg von meinen Eltern – und hatte endlich einen Computer mit Internet. Es zog mich in schwule und lesbische Chatrooms, ich verabredete mich und lernte meine ersten Worte Kaliardà. Ein Freund von mir hatte das gesamte Kaliardà-Wörterbuch abgetippt – aus Angst, seine Eltern könnten es finden. Wir hatten also dieses sehr wertvolle Word-Dokument, aus dem wir schöpften. Wir sagten zum Beispiel tziva oder Madame Gu für Lesbe; bara für Penis. Es ging schon darum, in der Öffentlichkeit nicht verstanden zu werden – wir wussten, dass es in der Innenstadt von Athen gefährlich werden konnte. Aber meistens war es einfach nur zum Spaß. Und um bei etwas mitzumachen, nach dem zumindest ich mich schon lange gesehnt hatte. Es war eher ein sprachliches Sahnehäubchen als eine ausführliche Unterhaltung.
Kaliardà umfasst etwa 6.000 Wörter und wurde erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Als queerer Slang wurde es von schwulen Männern, trans Frauen und Sexarbeiter:innen gesprochen, um sich vor Polizei und Gewalt zu schützen und gegenseitig zu warnen. Deswegen gibt es unzählige Begriffe für die Polizei, für Leute, die gefährlich sein könnten, für Kund:innen, die nicht zahlen. Kaliardà wird sehr schnell gesprochen, was es für Außenstehende noch schwerer macht, es zu verstehen.
Die andere Funktion aber ist der Spaß und die Kameradschaft. Kaliardà und ähnliche Slangs sind voller Humor, Ironie und Anspielungen. Darin spiegelt sich ein Bedürfnis nach Momenten der Leichtigkeit wider. Zum Beispiel wird in Kaliardà das Wort Vaticanó nicht für den Kirchenstaat benutzt, sondern für Cruising-Toiletten in Athen. Typisch ist auch die Verweiblichung: Viele Leute werden mit weiblichen Pronomen angesprochen – egal, welches Geschlecht sie haben. Das gibt es auch in anderen queeren Slangs. Bei Bahasa Binan in Indonesien, Gayl in Südafrika oder Swardspeak auf den Philippinen bekommen alle möglichen Dinge weibliche Vornamen: In Gayl steht Laura für Liebhaber, Leti für Lesbe und Lulu heißt lachen. Manchmal werden auch Prominente als Codes benutzt – in Swardspeak fragt man zum Beispiel nicht mehr berapa, wenn man wissen will, wie viel etwas kostet, sondern Brad Pitt, weil es ähnlich klingt. Das zeigt auch, in welchem popkulturellen Universum sich die Sprecher:innen befinden. Gleichzeitig sind die Slangs politisch unkorrekt, nutzen viele sexistische und ableistische Begriffe, also Sprache, die Menschen mit Behinderung abwertet. Das spiegelt die Härte des Lebens wider, denn ihre Schöpfer:innen waren vor allem arme, arbeitende schwule Männer und trans Frauen, oft Sexarbeiter:innen aus Not, viele obdachlos. Es ging ums Überleben, und das merkt man der Sprache an.

Ich bin keine Linguistin, mein Zugang zu Sprache ist philosophisch. Ich nutze dafür den Begriff der »Opazität« von Édouard Glissant, was so viel heißt wie »Undurchlässigkeit« oder »Intransparenz«. Es ist ein Konzept aus der postkolonialen Theorie: Glissant schlägt vor, dass Transparenz per se gewalttätig ist. Eine Gruppe steht oben und verlangt, dass die unterworfene, die unterdrückte Gruppe transparent wird – um sie durchdringen und brechen zu können. Dagegen stellt er, dass Opazität ein Recht ist – und dass nur, wenn man die Intransparenz des anderen respektiert, eine Beziehung möglich ist, die nicht gewalttätig ist. Oder vereinfacht gesagt: Man muss Menschen erlauben, Teile von sich zu verbergen, um ihnen wirklich begegnen zu können.
Ich habe mir Glissants Konzept ausgeliehen, um es auf queere Sprache anzuwenden. Denn genau darum geht es: Du wirst zu derjenigen Person, die den Unterdrückenden verspottet, ohne, dass er dich versteht. Du erschaffst dein eigenes sprachliches Universum und verschiebst so die sozialen Hierarchien. Wer die Slangs spricht, macht seine Fremdheit, seine Andersartigkeit sichtbar und hörbar – ohne zuzulassen, dass man sie durchdringen kann. Das allein fordert den Status quo heraus. Und ich finde, das ist ein Teil von dem, was die Sprache für uns so köstlich macht: Dass wir zurücksprechen können zu Autoritäten, die so tun, als könnten sie alles regulieren – obwohl Sprache nicht regulierbar ist, weil sie allen gehört.
So klingt Kaliardà:
Heute sprechen nur noch wenige Leute in Griechenland Kaliardà. Wenn, dann meist aus Nostalgie oder als Zeichen einer geteilten Kultur. Der Schutzaspekt ist weniger wichtig geworden, weil sich das Leben weiter ins Digitale verlagert hat, in Apps und Chats. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob wir mit der zunehmenden Zensur im Netz wieder solche Sprachstrategien brauchen werden, um Algorithmen zu umgehen. Wir machen das ja schon, indem wir zum Beispiel auf Instagram »s3ggs« statt »Sex« schreiben, oder »Le$bean« statt »Lesbe«. Meiner Meinung nach geht es dabei um die gleichen Bedürfnisse: Sicherheit, Gemeinschaft – und sich so ausdrücken zu können, wie man es möchte.
Anna T. ist Künstlerin und Dozentin. In ihrem Buch Opacity – Minority – Improvisation untersucht sie elf queere Slangs aus einer postkolonialen theoretischen Perspektive – darunter auch Polari in Großbritannien und Pajubá in Brasilien.
Erschienen am 9. Oktober 2025
Bildnachweise
Bild 1: Cansu Yıldıran, Lubunya’s on beaches and bitches on trees, 2024
Bild 2: Kinsesis, Images courtesy of the University of British Columbia Library Digitization Centre and its generous donors. <https://dx.doi.org/10.14288/1.0045662>
Bild 3: Oliver Hale, Unsplash
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