Betriebswirtschaftslehre ist der beliebteste Studiengang Deutschlands. In ihm lernen die Unternehmenslenker:innen von morgen. Doch offenbar werden sie kaum darauf vorbereitet, eine zukunftsfähige Wirtschaft zu gestalten.

Hannah Schultheiß,
Katharina Mau &
Fabian Franke

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Ari Liloan

Freie Universität Berlin, Hörsaal A im Henry-Ford-Bau, 350 Plätze. Die Sitzreihen sind zur Hälfte gefüllt, gleich beginnt die Vorlesung »Grundlagen interner Unternehmensführung«, Studiengang Betriebswirtschaftslehre. Auf den Tischen stehen aufgeklappte Laptops, ein Student zockt, eine Studentin erzählt von einer Party. Manche hier haben erst vergangenes Jahr Abitur gemacht. Doch schon in drei oder vier Jahren werden sie ein Startup gründen, bei einem Mittelständler einsteigen oder Marketingkampagnen entwerfen. Sie sind die Unternehmenslenker:innen der Zukunft. Eine Zukunft bestimmt vor allem durch eine Herausforderung: die Klimakrise.

Wirtschaften die Länder dieser Erde weiter wie bisher, wird sich die Erde bis zum Jahr 2100 um voraussichtlich 2,7 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erwärmen. Dürren, Überschwemmungen und Wasserkonflikte werden zunehmen und das Leben in manchen Regionen der Welt unmöglich machen. Deshalb haben sich fast alle UN-Staaten im Pariser Klimaabkommen verpflichtet, den Kurs zu ändern – auch Deutschland: Bis 2045 muss das Land klimaneutral sein. Gebäude müssen gedämmt, Wärmepumpen installiert, neue Verkehrskonzepte entwickelt, ganze Wirtschaftszweige neu gedacht werden. Die Betriebswirtschaftslehre spielt darin eine entscheidende Rolle.

Die BWL könnte damit einer der größten Hebel zu mehr Klimaschutz sein. Nur: Wird dieser Hebel eingesetzt?

Denn BWL ist der am häufigsten gewählte Studiengang in Deutschland. Rund eine Viertelmillion Studierende sind jedes Semester eingeschrieben. Das entspricht rund acht Prozent aller Studierenden – auf dem zweiten Platz folgt Informatik mit knapp fünf Prozent. Keine akademische Ausbildung hat damit einen größeren Effekt auf die Wirtschaft: Was in den Hörsälen gelehrt wird, beeinflusst später täglich Unternehmensentscheidungen. Die BWL könnte damit einer der größten Hebel zu mehr Klimaschutz sein. Nur: Wird dieser Hebel eingesetzt?

Ein Team von Journalist:innen des Magazins Science Notes haben die Inhalte der 100 meistbesuchten BWL-Studiengänge in Deutschland untersucht. Als Grundlage dienten die Modulhandbücher, die einen detaillierten Einblick in Inhalt, Umfang und Ziel aller Lehrveranstaltungen geben. An jedes dieser Dokumente wurden dieselben Fragen gestellt: Wo kommen Module vor, die auf Nachhaltigkeit, Ressourcenknappheit, Umweltkosten oder Unternehmensverantwortung eingehen? Welche vermitteln Wissen zu den Auswirkungen des Klimawandels? Und in welchen lernen die Studierenden Instrumente kennen, um eine klimaschonende Wirtschaft mitzugestalten? Für 15 Studiengänge stellten die Hochschulen die Modulhandbücher auch auf mehrmalige Nachfrage nicht zur Verfügung. In den verbleibenden 85 waren im Wintersemester 2021/2022 nach Daten des Statistischen Bundesamtes rund 128.000 Studierende eingeschrieben – und damit mehr als die Hälfte aller BWL-Studierenden in Deutschland. Die Ergebnisse lassen zweifeln.

Die Karriere steht im Vordergrund

In etwa drei Viertel der untersuchten Studiengänge sind Themen wie Umwelt, Klimawandel oder Nachhaltigkeit nicht im Pflichtteil enthalten, sondern verschwinden in Wahlmodulen. Studierende können also drei Jahre die Hörsaalbank drücken, ohne sich mit den ökologischen Folgen des Wirtschaftens zu beschäftigen.

Die Hochschule Niederrhein zum Beispiel wirbt damit, die Studierenden auf »Fach- und Führungsaufgaben« vorzubereiten. Lediglich im Pflichtmodul »Grundlagen der Beschaffung« wird ein »ganzheitliches Beschaffungsmodell« angesprochen und ein auf Ökologie ausgerichtetes Planspiel im Wahlbereich lädt die Studierenden ein, sich näher mit dem Thema zu befassen. Es konkurriert jedoch mit anderen Wahlmodulen und ist wenig umfangreich. So bleibt die Umwelt auf der Strecke. Damit ist die Hochschule Niederrhein kein Einzelfall.

Viele Hochschulen scheinen Studieninteressierte ohnehin anders für ein BWL-Studium begeistern zu wollen: Sie werben mit Kenntnissen, die »man für eine erfolgreiche Karriere in der Wirtschaft benötigt« (HTW Berlin), die Studierenden würden vorbereitet auf eine »unternehmerische Führungstätigkeit« (Hochschule Wismar), vielleicht sogar in einem DAX-Konzern (Hochschule Würzburg-Schweinfurt). Das Versprechen: Dank BWL mit Vollgas auf die Karriereautobahn.

Verwunderlich ist das nicht. Das BWL-Studium gilt noch immer als Jobgarant und Karrierechance. Umwelt- und Klimaschutz scheinen in dieser Erzählung wie ein Bremsklotz zu wirken, assoziiert mit regulatorischen Fesseln für Unternehmen.

Abgeschoben ins Wahlmodul

Manche Fakultäten werben zwar mit Nachhaltigkeit. Die im Modulhandbuch vorgesehenen Inhalte decken das jedoch kaum ab. So lädt zum Beispiel die RWTH Aachen die Studierenden ein, »die ethischen und sozialen Konsequenzen wirtschaftlicher Entscheidungen zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln”. Das Modulhandbuch sieht im Pflichtteil auch Bestandteile der »nachhaltigen Unternehmensführung« vor. Darüber hinaus befindet sich die Mehrheit der Module zum Thema jedoch im Wahlbereich. »Investitionen zu verlässlicher Gewinnmaximierung«, wie auf der Homepage genannt, scheinen im Vordergrund der Lehre zu stehen.

Die Universität Halle stellt Studieninteressierten die Frage: »Wie können Unternehmen sowohl ökonomisch erfolgreich als auch sozial und ökologisch verträglich wirtschaften?« Das Modulhandbuch bietet jedoch nur ein Wahlmodul mit diesem Schwerpunkt – von fast 50 insgesamt. In den Modulbeschreibungen des Pflichtbereichs kommen Umwelt und Nachhaltigkeit nicht vor, und auch in den anderen Wahlmodulen nur am Rande.

Und die Universität Münster wirbt selbstbewusst, der BWL-Bachelor bilde die Studierenden zu »Verantwortungsträgern von morgen mit einem ausgeprägten Verständnis für Zukunftsthemen« aus. Das Pflichtmodul »Wirtschafts- und Unternehmensethik« besteht jedoch nur aus einer einzigen Vorlesung zu diesem Thema. Erst im Wahlbereich »Entrepreneurship & Innovation« können Studierende Module wie Energie-, Verkehrs- und Ressourcenökonomik wählen. Allerdings ist dieser Pfad nicht unter den vier »Kernbereichen« angesiedelt – Accounting, Finance, Management und Marketing – und konkurriert mit elf weiteren Vertiefungen.

»Nachhaltigkeit muss in die Einführungsveranstaltung« – André Reichel

So verhält es sich mit der Mehrheit aller 85 untersuchten BWL-Studiengänge – von der Internationalen Hochschule Erfurt über die LMU München bis hin zur Universität Köln: Hochschulen, die zu den besten und größten des Landes gehören, schieben Ökologie und Nachhaltigkeit in marginale Wahlmodule ab. Ein Zustand, der selbst innerhalb der BWL Kritik hervorruft.

»Wenn man über Digitalisierung redet, sollte man noch zehnmal so viel über die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel reden«, sagt André Reichel, Professor für Internationales Management und Nachhaltigkeit an der privaten International School of Management in Stuttgart und Co-Vorsitzender der Vereinigung für Ökologische Ökonomie, die eine nachhaltigere Wirtschaft an Universitäten und die Gesellschaft bringen möchte.

Die gängige Praxis, ökologische Themen in Wahlmodule auszulagern, hält Reichel für falsch. So bekomme der Großteil der Studierenden davon nichts mit. »Nachhaltigkeit muss in die Einführungsveranstaltung«, fordert Reichel. »Sie muss in allen Bereichen des Grundstudiums integriert sein – als Pflichtbestandteil.«

Eingefrorenes System statt laufende Weiterentwicklung

Seit Jahrzehnten wird über Klimaschutz diskutiert. Doch in den BWL-Lehrplänen ist er kaum angekommen – business as usual. Wie kann das sein?

Über 50 der untersuchten Hochschulen haben zu den Ergebnissen der Recherche Stellung genommen. Viele kritisieren die Recherche an sich: Modulhandbücher seien für die Recherche »problematisch, da sie zwar die Struktur eines Studienganges wiedergeben, aber Querschnittsthemen wie Nachhaltigkeit, Verantwortung oder Ethik nicht direkt aufscheinen«, schreibt zum Beispiel die Universität Münster auf Anfrage. »Faktisch wird das Thema Nachhaltigkeit sehr umfassend adressiert.«

Tatsächlich können Modulhandbücher nur einen oberflächlichen Einblick in die Studieninhalte geben. Lehrende können Fallbeispiele selbst wählen oder ihre Seminare entlang aktueller Debatten gestalten. Trotzdem haben die Modulhandbücher eine Aussagekraft.

»Natürlich können Lehrende viel mehr machen, als im Modulhandbuch steht«, sagt Ökonom André Reichel. »Aber das sehen Studierende nicht, bevor sie sich für einen Studiengang entscheiden. Übrigens auch Lehrende nicht, die sich überlegen, an einer Hochschule tätig zu werden.« Die Hochschulen hätten deshalb ein Eigeninteresse, ihre Modulhandbücher aktuell zu halten. Von daher seien die Modulhandbücher sehr wohl auch Indikator, welche Schwerpunkte ein Studiengang setzt.

Andere Hochschulen rechtfertigen sich mit dem aufwändigen Akkreditierungsverfahren. Dieses erschwere, Inhalte laufend zu ändern. Die Akkreditierung wird in Deutschland in der Regel von der Stiftung Akkreditierungsrat für acht Jahre vergeben, die die Qualität der Inhalte prüft. »Manche Hochschulen verstehen die Akkreditierung falsch und denken, jetzt ist das System für acht Jahre eingefroren«, sagt Hans-Joachim Bargstädt, Vorstandsvorsitzender des Akkreditierungsrates. »Das ist ein Irrglaube.« Tatsächlich geben einige Hochschulen auf Anfrage an, ihren Studiengang im Zuge der Reakkreditierung überarbeiten zu wollen. Doch eigentlich könne vieles davon schon im laufenden Betrieb geschehen, sagt Bargstädt. Denn das deutsche Akkreditierungssystem fördere die Qualitätsentwicklung von Studiengängen, und das bedeute auch »Weiterentwicklung, wenn es notwendig erscheint«. Viele Änderungen könne die Hochschule eigenständig durchführen, andere müssten dem Akkreditierungsrat als »wesentliche Änderung« vorgelegt werden.

»Wir vermitteln Methoden, damit Unternehmen funktionieren können«

Die Hochschulen verweisen auch auf bereits existierende Wahlmodule, Vertiefungsbereiche oder eigene Nachhaltigkeits-Studiengänge. Die RWTH Aachen erwidert auf Anfrage, das Lernziel »Soziales und Ethisches Verhalten« würde in der Mehrheit der Module erfüllt. Die Universität Halle gibt an, dass durch »vielfältige Anwendungsbeispiele« Fähigkeiten wie Planen, Organisieren oder Leiten »für Klimaziele eingesetzt werden« könnten. Und die Hochschule Niederrhein arbeite bereits daran, das Thema als Pflichtbestandteil zu etablieren. Viele Hochschulen argumentieren zudem mit der Strahlkraft, die etwa Nachhaltigkeitskonzepte, Ringvorlesungen oder eigene Klimaschutzbeauftragte an den Universitäten auf die Studierenden hätten. So wabere der Nachhaltigkeitsgedanke ohnehin überall – im Hauptstudium gehe es dann aber um allgemeingültige Methoden.

»Ich habe den Eindruck, dass sich die Studierenden in der BWL-Vorlesung eher mit BWL beschäftigen möchten.« – Jutta Geldermann

Eine Argumentation, der auch Jutta Geldermann folgt. »Der Kern der BWL ist das Wirtschaftlichkeitsprinzip: Man überlegt, wie man mit begrenzten Ressourcen umgeht«, sagt sie. »Da steckt schon unfassbar viel Nachhaltigkeit drin.« Geldermann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Produktionsmanagement an der Universität Duisburg-Essen und Vorsitzende des Verbandes der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft. Geldermann betont, dass sich die BWL vor allem als neutralen Methodenbaukasten verstehe. »Wir vermitteln Methoden, damit Unternehmen funktionieren können«, sagt Geldermann. »Wenn ich normativ etwas vorgebe, ist ja die Frage, ob das wirklich für alle passt. Da bin ich manchmal skeptisch.«

Um das zu illustrieren, erzählt Geldermann von einer ihrer Einführungsvorlesungen. Diese wurde von Klimaaktivist:innen blockiert. »Einige Studierenden waren sauer und haben die Aktivisten aufgefordert, wegzugehen«, sagt Geldermann. »Deshalb frage ich mich, ob sie im BWL-Studium zusätzlich viel über den Klimawandel lernen wollen. Ich habe den Eindruck, dass sie sich in der BWL-Vorlesung eher mit BWL beschäftigen möchten.« Geldermann vergleicht das mit dem Führerschein: Auch da lerne man nur die Regeln – wohin man dann fahren wolle, dürfe man selbst entscheiden.

Nur: Lassen sich die Methoden der BWL so strikt von gesellschaftlichen Entwicklungen trennen, wie von Geldermann dargestellt – als fände die Wirtschaftslehre in einem luftleeren Raum statt?

Ökonom André Reichel nennt das »Augenwischerei«. »Die Betriebswirtschaftslehre ist eine zutiefst normative Wissenschaft«, sagt er. »Man gibt dabei immer auch eine Weltanschauung mit.« Profitmaximierung, Wachstum, Effizienz – all das seien Grundannahmen, die später das Handeln beeinflussten. »Wenn man jetzt so tut, als würde man nur die Instrumente bereitstellen, ist das so, als würde man sagen: Ich habe die Wasserstoffbombe ja nur gebaut.« Die BWL müsse sich deshalb endlich selbst hinterfragen, fordert Reichel.

Wenig Selbstkritik, viel Standardlehre

Wie die Studierenden selbst darüber denken, dazu werden keine Daten erhoben. Doch die Zahl der BWL-Studierenden steigt mit jedem Semester an – so gravierend können die Defizite offenbar nicht empfunden werden. Vielleicht gerade weil die BWL auf das existierende Wirtschaftssystem vorbereitet, anstatt es zu hinterfragen? Kann sie nur so ihr eigenes Karriereversprechen einlösen?

Damit würden die Hochschulen ihrer Aufgabe nicht gerecht, findet Mija Isterling. »Wir haben die Wirtschaft über Jahre so gestaltet. All das ist menschengemacht – wie auch der Klimawandel«, sagt sie. »Aber das wird mit keiner Silbe erwähnt.« Isterling, mittlerweile im Master, studierte bis 2021 BWL im Bachelor an der Leuphana Universität in Lüneburg und engagierte sich im Netzwerk Plurale Ökonomik, ein gemeinnütziger Verein von Studierenden und Nachwuchsökonom:innen, die sich für eine kritische Wirtschaftslehre einsetzen. Sie sieht in der aktuellen BWL-Lehre auch eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

»Unternehmen, die gerade noch traditionell wirtschaften, werden umdenken müssen«, sagt Isterling. Darauf werde die Mehrheit der Studierenden nicht vorbereitet. Dabei sei die Uni Lüneburg sogar viel weiter als viele andere Hochschulen, betont Isterling. Unter den untersuchten BWL-Studiengängen schneidet die Leuphana Universität Lüneburg tatsächlich besonders gut ab. Doch die BWL-Lehre müsse an allen Hochschulen selbstkritischer werden, fordert Isterling. »Mir geht es gar nicht darum, dass wir jetzt in jedem Modul Klimawandel diskutieren«, sagt sie. »Sondern dass wir herangeführt werden: Wie wollen wir künftig wirtschaften? Welche Unternehmensmodelle gibt es?« Sie fordert einen Perspektivwechsel – und wo soll dieser sonst stattfinden, wenn nicht an der Uni selbst?

»Die BWL als Disziplin weiterentwickeln«

Neben der Uni Lüneburg lassen auch die Hochschulen Bochum, Nürtingen-Geislingen, Mittelhessen, die Uni Hamburg und die Northern Business Privathochschule erahnen, dass eine andere BWL denkbar ist. In der Recherche stachen sie heraus, weil sie Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit bereits fest im Curriculum etabliert haben. »Wir sehen das BWL-Studium als einen Ort, an dem Werkzeuge zum Klimaschutz vermittelt werden sollten«, schreibt die Northern Business School. Man habe deshalb jedes Modul auf die Bereiche »Digitalisierung« und »Nachhaltigkeit« hin überprüft und neu ausgerichtet. Und die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen hält bei jeder Modulbeschreibung fest, inwieweit es auf eine nachhaltige Entwicklung einzahlt. Zudem wird Expertise aus Umweltstudiengängen in das BWL-Studium einbezogen.

Klassische Methoden der BWL und ein direkter Bezug zu ökologischen Herausforderungen müssen sich nicht ausschließen. Im Werben um Studierende könnte das sogar ein Vorteil sein. »Der Druck ist ja da, junge Leute sagen, dass Nachhaltigkeit fester Bestandteil sein sollte«, sagt Ökonom André Reichel aus eigener Lehrerfahrung. Reichel plädiert deshalb dafür, jede Möglichkeit zu nutzen, die Lehrinhalte zu überprüfen. Und er hofft auf eine Diskussion innerhalb der BWL: »Kann man die BWL als Disziplin weiterentwickeln und endgültig ins 21. Jahrhundert bringen?«

Im Hörsaal auf dem Campus der FU Berlin könnten die Studierenden noch während ihrer Studienzeit davon profitieren – schließlich haben sie gerade erst angefangen. Doch noch ist meist Eigeninitiative gefragt, um die Nachhaltigkeit in die BWL zu holen. Als der Dozent mit der Vorlesung beginnt, projiziert der Beamer ein großflächiges Foto an die Wand. Darauf zu sehen: eine Fertigungsstraße für Verbrennerautos.

Hinter der Geschichte

Wo wird über die Zukunft des Planeten entschieden? Klar, in Parlamenten. In Forschungsabteilungen. Aber auch: im Hörsaal. Insbesondere in Wirtschaftsstudiengängen. Von diesem Gedanken aus sind Hannah Schultheiß, Katharina Mau und Fabian Franke im Frühjahr gestartet – und haben sich anschließend wochenlang in die Lehrinhalte von Deutschlands 100 meistbesuchten BWL-Studiengängen gestürzt. Ein eigens dafür entworfener Fragenkatalog hat dabei geholfen, Modulhandbuch um Modulhandbuch zu durchleuchten, Seite um Seite. Herausgekommen ist die größte Recherche dieser Art bisher. Und für die Journalist:innen die Gewissheit: Einiges passiert schon in der BWL, aber da ist noch viel Luft nach oben.

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Mehr zur Methodik, den untersuchten Studiengängen und zur Recherche hier. 

Hannah Schultheiß,
Katharina Mau &
Fabian Franke

Illustration:
Ari Liloan