
Fakten über Feinstaub
Er ist ständig in der Luft, doch was ist Feinstaub eigentlich genau? Wer verursacht ihn? Und wie schädlich ist er für unsere Gesundheit? Ein FAQ.
Hans-Peter Hutter ist Umweltmediziner an der MedUni Wien, Ute Dauert leitet das Fachgebiet Beurteilung der Luftqualität beim deutschen Umweltbundesamt. Beide treibt ein Thema um: Feinstaub. Für uns beantworten sie die wichtigsten Fragen dazu.
Was ist Feinstaub?
Alles, was in der Luft herumschwirrt und kleiner als 10 Mikrometer ist, gilt als Feinstaub, zum Beispiel Abgaspartikel, Reifenabrieb oder Pilzsporen. 10 Mikrometer ist ein Millionstel Meter. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist zwischen 50 und 80 Mikrometer breit, Feinstaub ist also zumindest 5- bis 8-mal kleiner als das. Darüber hinaus wird Feinstaub in mehrere Gruppen eingeteilt. Zwischen 2,5 und 10 Mikrometern ist die Grobfraktion, auch PM (Particle Matter) 10 genannt. Alles unter 2,5 Mikrometern gehört zur Feinfraktion, auch PM 2,5. Und alles, was kleiner ist als 0,01 Mikrometer, zählt zu den ultrafeinen Partikeln. Oft ist Feinstaub ein ungewünschtes und unsichtbares Nebenprodukt von vielen Prozessen, die in unserer Gesellschaft alltäglich sind. Er entsteht etwa, wenn Material so sehr zerstört oder kleingerieben wird, dass es in kleinsten Partikeln von der Luft davongetragen werden kann. So gibt es beispielsweise auch Feinstaub, der aufkommt, wenn gewisse Gase in der Atmosphäre eine chemische Reaktion durchlaufen. Das passiert etwa bei Ammoniak, das vor allem aus Stallmist, Gülle und Düngemitteln entweicht. Darüber hinaus können an Feinstaub andere Stoffe festhängen, etwa Schwermetalle oder Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die unter anderem krebserregend wirken können.
Woher kommt Feinstaub?
Es gibt tausende verschiedene Feinstaubquellen, die in zwei große Gruppen unterteilt werden können: in vom Menschen verursachte und in natürliche. Natürliche wären etwa Waldbrände, Pilze, Vulkanausbrüche oder auch der Saharastaub, der immer wieder nach Europa geblasen wird. Zu menschengemachten Quellen zählen unter anderem der Verkehr, die Energieerzeugung, Holzfeuerung im privaten Haushalt, Schüttgutumschlag, aber auch die Industrie oder die Landwirtschaft. »Ein Großteil der Quellen sind vom Menschen gemacht«, so Ute Dauert, Leiterin des Fachgebietes Beurteilung der Luftqualität beim Umweltbundesamt (UBA). »Etwa 20 Prozent von all diesen Quellen macht der Straßenverkehr aus, vor allem durch den Reifenabrieb. Durch gute Filter ist der Feinstaub aus dem Auspuff enorm zurückgegangen.« Dadurch, dass Feinstaub bei so vielen unterschiedlichen Prozessen entsteht, besteht er auch aus unterschiedlichen Stoffen. Wenn Dinge verbrannt werden, etwa durch das Heizen, in der Industrie oder im Verkehr, entstehen Verbrennungsaerosole. »Im Vergleich zu anderen Luftverunreinigungen sind diese deutlich gefährlicher für unsere Gesundheit«, sagt Hans-Peter Hutter, der als Umweltmediziner an der MedUni Wien arbeitet. Sie gehören zur Feinfraktion, sind also kleiner als 2,5 Mikrometer.
Welche gesundheitlichen Folgen hat Feinstaub?
Unsere Nase hat beim Atmen eine natürliche Filterfunktion. Große Partikel werden von ihr abgefangen, sodass sie nicht in die Atemröhren oder die Lungen gelangen. Während Feinstaub in der Größe von 10 oder 5 Mikrometern noch in den oberen Atemwegen abgefangen wird, gelangen ultrafeine Partikel im Nanometerbereich bis tief in die Atemwege hinein, gar bis zu den Alveolen, den Lungenbläschen. »Von dort gelangen sie in den Blutkreislauf und verteilen sich so im gesamten Organismus«, erklärt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter. »Grundsätzlich gilt: Je kleiner, desto schädlicher.«
Die Folgen davon sind drastisch und vielfältig. So führen die Partikel nicht nur zu Entzündungsreaktionen in den Atemwegen. Sie können auch die Abwehrzellen beeinflussen, das Blut dickflüssiger machen, zur Verengung der Blutgefäße beitragen oder den Herzrhythmus beeinflussen. Längerfristig kann sich beispielsweise die Lungenfunktion zurückbilden oder eine chronische Bronchitis entwickeln. Durch Ablagerungen in der Bauchspeicheldrüse steigt das Risiko für Diabetes und auch für Herzinfarkte und Lungenkrebs. Zudem forschen Wissenschaftler:innen an möglichen neuronalen Folgen wie Demenz oder psychischen Erkrankungen. »Es wird auf keinem Totenschein stehen, dass eine Person an Feinstaub gestorben ist«, sagt Ute Dauert dazu, »aber er ist eine der Ursachen für erhöhte Sterblichkeit.« Die Europäische Umweltagentur geht davon aus, dass in der Europäischen Union jährlich knapp 240.000 Todesfälle auf Feinstaub zurückzuführen sind.
Wo gibt es viel Feinstaub? Wo wenig?
»Prinzipiell kann man sagen: Da, wo viele Menschen leben, wo viele Aktivitäten sind, da hat man die höchste Feinstaubbelastung«, erklärt Ute Dauert. Aber auch in ländlichen Regionen sei man nicht vor Feinstaub geschützt. »Auch dort gibt es industrielle Anlagen und Landwirtschaftsbetriebe, die Feinstaub produzieren.« In Deutschland hätten vor allem nördliche Regionen eine bessere Luftqualität. Dort gäbe es flaches Land und häufig sehr viel Wind vom Meer. Dieser bläst den Feinstaub fort und bringt gesundheitsfördernde Salze mit sich. Doch letztendlich kann der Feinstaub von überall her in die Regionen kommen: »Die Partikel sind so leicht, dass sie auch in der Atmosphäre transportiert werden. Das, was wir in Deutschland messen, kann aus Amerika oder China kommen.«
Was kann die Politik dagegen tun?
Da Feinstaub Staatsgrenzen überschreitet, braucht es länderübergreifende Lösungen. Die EU ist hier schon aktiv geworden. Erst 2024 hat sie eine neue Luftqualitätsrichtlinie vorgelegt, die für Feinstaub neue Grenzwerte festlegt. Der bisherige Grenzwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter für Feinstaub unter 2,5 Mikrometer wird ab 2030 auf 10 Mikrogramm pro Kubikmeter gesenkt. Langfristig soll der von der WHO empfohlene Richtwert von 5 Mikrogramm pro Kubikmeter erreicht werden. »Das ist schon sehr ambitioniert«, sagt Ute Dauert – vor allem, weil die großen Sprünge, etwa durch Luftfilter in Verbrennungsanlagen, schon erfolgt seien. Sie sieht aber weiteren Spielraum in der Energieerzeugung, etwa durch den Ausbau von Erneuerbaren Energien. Auch an besseren Straßen- und Reifenbelägen werde derzeit geforscht. Laut Hans-Peter Hutter müsse auch der öffentliche Verkehr weiter ausgebaut werden. Eine weitere rasch umsetzbare Maßnahme sind Tempolimits auf den Straßen: »Wenn Autos langsamer fahren, produzieren sie weniger Abgase und auch weniger Reifenabrieb.«
Wo kann man gute Luft finden? Und wie können wir dazu beitragen?
Feinstaub ist überall und gute Luft schwer zu finden. Ein Gefühl, das aber nicht trügt, ist der erfrischende Atemzug im Wald, wenn man unter dem Blätterdach hindurchspaziert und die Luft bis tief in die Lungen lässt. »Bäume haben eine Filterwirkung«, erklärt Ute Dauert, »Feinstaub sinkt langsam ab. In einem dichten Wald wird er dabei von den Nadeln und Blättern abgefangen.« Mehr Begrünung in den Städten ist also ein Schritt für weniger Feinstaub. Doch laut Hans-Peter Hutter kann auch individuell noch viel getan werden: »Wenn die Möglichkeit besteht: weniger Auto fahren, mehr zu Fuß gehen oder die Öffis nutzen. Das ist zwar nichts Neues, aber man muss immer darauf hinweisen. Auch richtiges Heizen spart Schadstoffe, also vor allem die Räume nicht überheizen, ist wichtig.« Holzheizungen produzieren den meisten Feinstaub. Aber auch bei Öl- und Gasheizungen entsteht er durch den Verbrennungsprozess. Am besten sind Heizungen, die nichts verbrennen, etwa Erdwärmepumpen.
Welche weiteren positiven Effekte hat die Verringerung von Feinstaub?
»Mit Maßnahmen zur Reduktion von Feinstaub sind auch weitere Co-Benefits verbunden«, sagt Hans-Peter Hutter. »Weniger Straßenverkehr zum Beispiel bedeutet auch weniger Lärm und ein geringeres Unfallrisiko. Zudem entstehen bekanntlich bei Verbrennungsprozessen ja nicht nur ultrafeiner Staub, sondern auch andere gesundheitsbedenkliche Schadstoffe wie Stickoxide. Nicht zuletzt wird auch Kohlendioxid freigesetzt, also der Klimawandel angeheizt.«
Wie können wir uns bei hoher Feinstaubbelastung schützen?
Wenn die Feinstaubbelastung besonders hoch ist, sollten laut Ute Dauert körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien vermieden werden: »Joggen würde ich nicht empfehlen, ein Spaziergang ist aber weiterhin möglich.« Das Wichtigste sei, sich nicht zu überanstrengen, denn dann würde man stärker und somit auch mehr Feinstaub einatmen. »Das gilt aber nur, wenn die Werte wirklich sehr schlecht sind. Wenn man gesundheitlich vorbelastet ist, zum Beispiel als Asthmatiker, muss man schon früher aufpassen.« Außerdem können auch FFP2-Masken bedingt vor Feinstaub schützen. »Durch eine hohe Filterleistung kann man die Aufnahme winziger Partikel signifikant verringern«, so Hutter. Wie die lokalen Feinstaubwerte gerade sind, kann in der App Luftqualität vom Umweltbundesamt nachgeschaut werden. Die Werte der Luftqualität stammen von über 400 in Deutschland verteilten Messtationen und werden in einer Deutschlandkarte angezeigt.
Wie hoch ist die Feinstaubkonzentration da, wo ich wohne? Messstationen der Länder und des Bundes liefern Daten, aus denen das Umweltbundesamt Karten erstellt. Auf der Webseite des Umweltbundesamts und in der App »Luftqualität« lassen sich die Tagesmittelwerte der Feinstaubkonzentration ablesen. In der oberen Grafik sieht man die Feinstaubwerte der Feinfraktion (PM 2,5) vom 1. Januar bis zum 31. Mai 2025.
Erschienen am 5. Juni 2025
Quellennachweise
- Definition Feinstaub, Umweltbundesamt: https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft/luftschadstoff-emissionen-in-deutschland/emission-von-feinstaub-der-partikelgroesse-pm25#-was-ist-feinstaub
- Feinstaub, Bayerisches Landesamt für Umwelt: https://www.umweltpakt.bayern.de/luft/fachwissen/187/feinstaub-eine-zusammenstellung-informationen
- Max-Planck-Gesellschaft: https://www.mpg.de/11663357/feinstaubbelastung-aus-duenger#:~:text=Ammoniak%20reagiert%20zu%20Salzen%2C%20aus%20denen%20Feinstaub%20entsteht&text=Als%20wichtigste%20Ursache%20für%20die,ein%20wichtiger%20Nährstoff%20für%20Pflanzen
- BUND zu Feinstaub: https://www.bund.net/themen/mobilitaet/schadstoffe/feinstaub/#:~:text=Sowohl%20primärer%20als%20auch%20sekundärer,Schwefel%2D%20und%20Stickoxiden%20oder%20Ammoniak
- Landesamt für Natur, Umwelt und Klima NRW: https://www.lanuk.nrw.de/themen/umwelt-und-gesundheit/umweltmedizin/beurteilung-von-schadstoffen-und-umwelteinfluessen/chemische-schadstoffe/schadstoffe/feinstaub-pm25#:~:text=Ultrafeine%20Partikel%20(PM%200%2C1,den%20Gesundheitszustand%20des%20Menschen%20aus
- Europäische Umweltagentur zu Feinstaub: https://www.eea.europa.eu/de/highlights/gesundheits-und-umweltauswirkungen-der-luftverschmutzung
Newsletter
Jeden Monat ein Thema. Unseren Newsletter kannst du hier kostenfrei abonnieren: