Wahrnehmung
Thema
Wahrnehumg ist manchmal leider… tja anders eben, verschieden, kompliziert und bisweilen auch irreführend. Fünf Wissenschaftler verraten uns, was in der Forschung dazu gerade passiert – und weil die Wahrnehmung ein Sternchenthema an der Universität Tübingen ist, kommen diesmal alle fünf auch aus der kleinen Stadt am Neckar. Das Ganze wie erprobt und gewohnt in 5 x 15 Minuten: verständlich & anschaulich!
Vorträge
The Mathematics of Human Shape: The Secret Life of Triangles in Hollywood
Prof. Dr. Michael J. Black, Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme
Michael Black war überall wo richtig gute Forschung gemacht wird: Stanford, Yale – und ist jetzt natürlich in Tübingen. Hier leitet er das Perceiving Systems Department des MPI für Intelligente Systeme und möchte Computern das Sehen beibringen.
Michael Black bei den Perzeptiven Systemen besuchen!
David J. Mack, Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik, ETH Zürich
Call of duty: Was wir aus Augenbewegungen über Videospieler lernen können
Obwohl jetzt in Zürich ist David Mack in Wahrheit Tübinger. Hier hat er seine Doktorarbeit geschrieben (die er bald verteidigen wird – wir drücken die Daumen!) von der auch seine Präsentation handeln wird.
Science Note: Die Debatte um die Konsequenzen des Videospielens ist eine hitzige. Zum Einen macht es digital dement, doch zum Anderen reagieren Spieler schneller in einer Vielzahl von Situationen. “Klar, die drücken ja nur so schnell wie möglich auf irgendwelche Tasten!” sagen Sie? Genau das haben wir uns auch gedacht und haben deshalb die Augenbewegungen von Spielern untersucht um einen tieferen Einblick in die Gehirne derselben zu erlangen…“
Pressemitteilung von der Uni Tübingen zu Macks Forschungsarbeit
Muss man Filme sehen lernen?
Prof. Dr. Stephan Schwan, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Universität Tübingen
Stephan Schwan ist der beste Beweis für Spitzenforschung made by Uni Tübingen: Hier studiert, promoviert und habilitiert und nach einem Auslandsaufenthalt zog es ihn aber zurück nach good ole Tü. Hier ist er voll am Puls der Zeit, denn in seiner Forschung befasst er sich damit, wie man mit Cybermedien lernen kann und blickt damit schon ganz schön weit in die Zukunft. In seiner Präsentation geht es aber um ein etwas älteres Medium.
Science Note: Im Kino vergessen wir manchmal, das wir einen Film sehen und nicht “das wirkliche Leben”. Gleichen sich Film und Wirklichkeit tatsächlich so stark, dass sie sich ähnlicher Wahrnehmungsmechanismen bedienen? Oder wird Filmwahrnehmung gelernt? In Studien mit filmunvertrauten Zuschauern gewinnen wir Erkenntnisse über das Zusammenspiel filmischer Mittel und menschlicher Wahrnehmung.
Welche Farbe hat das Kleid? Aktuelle Ergebnisse aus der Forschung zur Farbwahrnehmung.
Dr. Annette Werner, Institute for Ophthalmic Research, Universität Tübingen
Annette Werner studierte an der FU Berlin und promovierte am dortigen Institut für Neurobiologie. Danach arbeitete Sie an zahlreichen international renommierten Forschungsinstitutionen: u.a. in München, Freiburg, Hong Kong und New York City. Dann zog es sie nach Tübingen, wo sie die Arbeitsgruppe Colour and Visual Psychophysics am Department of Experimental Ophthalmology leitet. In Ihrer Arbeitsgruppe geht es vor allem um unsere Farbwahrnehmung – und so hat Sie sich ein gewisses virales Kleid als Thema für Ihre Science Note vorgenommen.
Science Note: Farbe ist eine unserer wichtigsten Informationsquellen über die Umwelt. Dabei ist Farbe keine Eigenschaft von Objekten sondern eine Wahrnehmung, die nur im Gehirn existiert. Ambivalente Phänomene wie #The Dress offenbaren den subjektiven Charakter unserer „Wahr“nehmung.
Die Mathematik der Wahrnehmung: Wie Maschinen sehen lernen
Prof. Dr. Felix Wichmann, Wilhelm-Schickard-Institut, Universität Tübingen
“Why do things look as they do?” ist das schlichte Motto, dass Felix Wichmann seiner Forschung voranstellt. Auch er ist weit gereist und bringt u.a. sein know-how von der legendären University of Oxford nach Tübingen, wo er sich mit seiner Arbeitsgruppe „Neuronale Informationsverarbeitung“ damit beschäftigt, wie die visuelle Wahrnehmung funktioniert – dabei kombiniert er psychophysikalische Experimente und Computermodellierungen.
Science Note: Die visuelle Wahrnehmung liefert kein akkurates inneres Bild der physikalischen Welt: Wahrnehmung ist kein passiver Prozess, sondern ein aktives Interpretieren, eine Hypothese über die visuelle Welt, „errechnet“ aus den sensorischen Daten — der Verteilung des Lichts auf unserer Netzhaut. Visuelle Wahrnehmung verstehen bedeutet, die Rechenschritte und Rechenanweisungen, das heisst die Mathematik unseres Sehapparates zu verstehen: Wie aus Lichtmustern auf der Netzhaut Farben, Objekte, Freunde und Landschaften errechnet werden. Dies führt sofort zur nächsten Frage: Wenn wir die Mathematik der Wahrnehmung verstanden haben, könnten wir dann auch Maschinen das Sehen beibringen?